Der Sonnenschutz und seine imposante Kultur und Geschichte

Wie die Menschen seit den Anfängen der Zivilisation ihre Lebensqualität durch Sonnenschutz verbessern

Sonnenschutz – warum eigentlich? Menschen lieben die Sonne und empfinden sie als Quelle ihrer körperlichen Lebensenergie. Das trifft auch definitiv zu, denn das Auftreffen von Sonnenstrahlen auf der menschlichen Haut bewirkt verschiedene gesundheitsfördernde und stimulierende Effekte. So wird beispielsweise der Blutdruck gesenkt und die Produktion von Vitamin D sowie von Endorphinen und Hormonen wie Serotonin angeregt – Wirkungsweisen, die sowohl den Gesundheitszustand als auch das akute körperliche Wohlbefinden spürbar verbessern können.

Mosaik Bikini und Sonnenschutz in der Villa del Casale in Piazza Armerina, Sizilien
Mosaik in der Villa del Casale in Piazza Armerina, Sizilien (möglicherweise zwischen 310 und 325 n. Chr), fotografiert von Andreas Wahra, bearbeitet von User AlMare.
Cc by AlMare via Wikimedia Commons – from image: PiazzaArmerina-Mosaik-Bikini.jpg

Trotzdem ist der Sonnenschutz eine unausweichliche Herausforderung, die die Menschen seit Anbeginn ihrer Geschichte begleitet und beschäftigt, denn die von der Sonne ausgehende Strahlung ist nur in geringen, kontrollierten Mengen gesundheitsfördernd und kann bei Überdosierung für den Menschen und andere Organismen tatsächlich auch sehr gefährlich werden.

So geht von intensiver Ultraviolettstrahlung die Gefahr einer nachhaltigen Schädigung oder gar der Zerstörung organischer molekularer Verbindungen aus. Die menschliche Haut und insbesondere auch das menschliche Auge sind von dieser Gefährdung stark betroffen.

Bekannte, durch übermäßige Sonneneinstrahlung ausgelöste Symptome und Erkrankungen können beispielsweise Sonnenbrand, beschleunigte Hautalterung, Melanom (Schwarzer Hautkrebs), Basalzellenkrebs, Stachelzellkrebs, Erblindung und andere sein.

Um sich vor der Sonne zu schützen, bedeckten die Menschen ihre Haut zunächst mit Lehm, zogen sich, wo es möglich war, in Wälder und Höhlen zurück und begannen schließlich, eigene Behausungen zu bauen. Doch auch diese Rückzugsorte mussten vor der Sonne und Wettereinflüssen geschützt werden. Bereits in primitiven Kulturen wurden hierzu Tierhäute und Felle aufgehängt und aufgespannt, mit denen die Menschen die Eingänge und Öffnungen ihrer Höhlen und Behausungen oder auch kleinere Freiflächen schützten. Für einen besseren Schutz vor Tieren und anderen Eindringlingen wurden auch versetzbare Flechtgitter aus Zweigen und Ästen verwendet.

Anmerkung: Die ersten bekannten hölzernen Türen in Europa sind etwa 5000 Jahre alt und wurden in der Schweiz gefunden. Allerdings kann man davon ausgehen, dass diese Funde der dortigen Bodenbeschaffenheit zu verdanken sind, es Türen aber schon deutlich früher gegeben haben könnte, denn beispielsweise im vorderen Orient hatten Menschen bereits Holz und Metall verarbeitet und Städte gebaut, als sich der Alpenraum noch tief in der Steinzeit befand (bis etwa 3. Jahrtausend v. Chr.).

Die Kleidung – das wohl wichtigste Hilfsmittel für den Sonnenschutz

Um sich zu ernähren und das eigene Überleben zu sichern, mussten die geschützten Rückzugsorte jedoch regelmäßig verlassen werden, daher war es notwendig, auch unter freiem Himmel einen Sonnenschutz und gegebenenfalls auch einen Schutz vor Kälte zu haben. Hierzu ist die Kleidung das wohl älteste und wichtigste Hilfsmittel der Menschen. Bis zum heutigen Tag hat sich daran nichts geändert. Wann jedoch frühe Menschen sich erstmals bekleideten ist umstritten und die Auffassungen dazu gehen weit auseinander. Historische Forschungsergebnisse bewegen sich in einem Zeitraum von vor ca. 650.000 Jahren (Vorfahren des heutigen Menschen) bis vor ca. 75.000 Jahren (erstes Auftreten der Kleiderlaus).

Anfangs wurden rohe Tierfelle und -häute zum Bedecken der Haut verwendet. Aus der Zeit des Neandertalers vor etwa 200.000 Jahren sind die ersten Hinweise auf das Gerben von Tierhäuten und damit die Herstellung von Leder bekannt. Die frühesten Hinweise auf die Textilherstellung aus pflanzlichen Rohstoffen (Leinen, Hanf) finden sich vor etwa 36.000 bis 31.000 Jahren. Funde chemischer Relikte des Seidenproteins Fibroin in Jianhu, China deuten darauf hin, dass dort etwa in der Jungsteinzeit (vor ca. 8.500 Jahren) erstmals Seidenfasern zu Stoffen gewebt wurden.

König Xerxes (persischer Herrscher und ägyptischer Pharao, 519 bis 466 v. Chr.) mit Baldachin als Sonnenschutz. Das Relief ist Teil des Hadisch, Xerxes Palast in Persepolis (Iran)
König Xerxes (persischer Herrscher und ägyptischer Pharao, 519 bis 466 v. Chr.) mit Baldachin als Sonnenschutz. Das Relief ist Teil des Hadisch, Xerxes Palast in Persepolis (Iran) – Cc by Ginolerhino, Public domain, via Wikimedia Commons – from image: Persepolis._Darius.jpg

Der mobile Sonnenschirm war bereits im Altertum bekannt

König Xerxes (persischer Herrscher und ägyptischer Pharao, 519 bis 466 v. Chr.) mit Baldachin als Sonnenschutz. Das Relief ist Teil des Hadisch, Xerxes Palast in Persepolis (Iran)
König Xerxes (persischer Herrscher und ägyptischer Pharao, 519 bis 466 v. Chr.) mit Baldachin als Sonnenschutz. Das Relief ist Teil des Hadisch, Xerxes Palast in Persepolis (Iran) – Cc by Ginolerhino, Public domain, via Wikimedia Commons – from image: Persepolis._Darius.jpg

Eines der frühesten überlieferten Accessoires für den mobilen Sonnenschutz ist der Sonnenschirm, der damit um vieles älter ist, als der Regenschirm. Bereits im Altertum, in Ägypten, Persien und China, finden sich erste Darstellungen. Erstmals schriftlich erwähnt wurde er in altgriechischen und altrömischen Schriften.

Für gewöhnlich handelte es sich seinerzeit um große, meist von Dienern getragene Baldachine, die vor der Sonne schützten und gleichzeitig als Statussymbol privilegierter Personen galten.

Nach seiner offenkundigen Verwendung im Altertum und in der Antike trat der Sonnenschirm im mittelalterlichen Europa jedoch zunächst nicht mehr in Erscheinung, um allerdings von Anfang des 17. Jahrhunderts bis ins 20. Jahrhundert eine beeindruckende Rennaissance zu erleben (dazu weiter unten mehr).

Heute wird der Sonnenschirm kaum noch von Hand getragen und ist vor allem in größeren und großen Ausmaßen zur Flächenbeschattung weit verbreitet.

Im Römischen Reich fand das Sonnensegel weite Verbreitung und spektakuläre Anwendungen

Pompejanischen Wandmalerei mit der Darstellung der Unruhen in Pompeji zwischen Pompejanern und Nucerianern im Jahr 59
Darstellung der Unruhen in Pompeji zwischen Pompejanern und Nucerianern im Jahr 59 auf einer pompejanischen Wandmalerei. Besonders interessant ist das Sonnensegel auf der Zeichnung. Das Fresco befindet sich im Museo Archeologico Nazionale (Naples).

Cc by U.D.F., Paris, Public domain, via Wikimedia Commons – from image: »Pompeian_mural_depicting_the_Amphitheatre_riots.jpg«

Soweit man weiß, wurden in den hochentwickelten Kulturen der Antike aufgrund der vielen Sonnenstunden und der hohen Sonnenintensität insbesondere im Mittelmeerraum immer öfter größere textile Stoffe als Sonnensegel eingesetzt. Entsprechende Überlieferungen sind schon aus dem alten Griechenland bekannt.

Im Römischen Reich erfreute sich das Sonnensegel dann großer Beliebtheit und fand weite Verbreitung. So genannte ›Vela‹, hängende oder gespannte Tücher, wurden verwendet, um Eingänge oder auch Freiflächen innerhalb römischer Gebäudeanlagen vor Sonne und Wetter zu schützen.

Die erstmalige Verwendung eines Velums zur Beschattung eines Amphitheaters wird historisch in der Herrschaftszeit des römischen Kaisers Nero (54 – 68 n.Chr.) verortet. Anderen Quellen zufolge könnte es jedoch auch der römische Politiker und Konsul Quintus Lutatius Catulus gewesen sein, der möglicherweise bereits im Jahr 69 v. Chr. erstmals ein großes Sonnensegel über einem Theater aufspannen ließ.

Das Velarium – Die Beschattung des gigantischen Kolosseum

Die wohl größte und spektakulärste Sonnensegelkonstruktion der Antike, das so genannte ›Velarium‹ zur Beschattung der Zuschauerränge im römischen Kolosseum, wurde einige Jahre nach der Herrschaft Neros (etwa 80 n. Chr.) errichtet und war zweifellos, wie das gesamte Kolosseum, eine weltweit einzigartige architektonische und technische Meisterleistung.

Mit den lateinischen Worten „vela erunt“ – „die Segel werden geöffnet sein“ – wurde bereits bei der Ankündigung von Großveranstaltungen explizit auf den Sonnenschutz für die Zuschauerränge im Kolosseum hingewiesen.

Das Kolosseum bot Platz für ca. 50.000 Zuschauer, was die Ausmaße des Velariums erahnen lässt. Um die an 240 senkrechten Masten am Außenrand des obersten Geschosses der riesigen Arena befestigte, gigantische Sonnenschutzanlage auszufahren, wurden bis zu 1000 Männer benötigt. Die Montage nahm mehrere Tage in Anspruch und war ebenso mühsam wie gefährlich. Zudem erforderte sie großes Geschick, daher wurden nur die erfahrensten Matrosen der kaiserlichen Flotte mit der Bedienung der waghalsigen Konstruktion betraut. Eigens für diese Aufgabe wurden sie von ihrer Flotteneinheit am Golf von Neapel nach Rom berufen.

Ihre schwierigste Herausforderung bestand darin, das Velarium bei aufkommendem Wind und Wetter zügig wieder einzuziehen, um einen Einsturz der Konstruktion und damit eine Gefährdung des ehrenwerten Publikums zu vermeiden.

Bei YouTube haben wir ein Video gefunden, welches das geniale Sonnenschutzsystem des Kolosseum im antiken Rom in 3D visualisiert. Mit herzlichem Dank an daniele de rocco möchten wir Ihnen diesen Film hier zeigen:

Abgesehen vom Kolosseum gab es solche Vela oder Velaria auch in vielen weiteren Theatern und Amphitheatern des Römischen Reiches. Davon zeugen noch heute beispielsweise die besonders gut erhaltenen Masthalterungen der Amphitheater von Nîmes und Pula.

Doch nicht nur in Theatern und auf öffentlichen Plätzen, sondern auch in vielen Privatbehausungen und Gebäuden des öffentlichen Lebens innerhalb des gesamten Römischen Reiches war der Sonnenschutz mit hängenden und gespannten Tüchern eine beliebte wie praktische architektonische Errungenschaft.

Das offene Atrium wurde mit Segeln geschützt

Die Römer waren weithin bekannt für ihr architektonisches Können und ihr stilvolles Bauen. Weit verbreitet waren beispielsweise die so genannten Atriumhäuser, in denen sich gleich nach dem Eingangsbereich in der Regel ein zentrales Atrium öffnete, das als Speiseraum, Arbeitsraum und wichtigster Aufenthaltsort der Familie diente. Von hier aus waren die meisten anderen Räume zugänglich. Es wird spekuliert, ob der Name ›Atrium‹ vom lateinischen Begriff ›ater‹ abgeleitet wurde, was soviel wie ›rauchgeschwärzt‹ bedeutet.

Antikes römisches Wohnhaus, domus mit zentralem Atrium

Antikes römisches Wohnhaus, domus – Cc by User Ohto Kokko on fi.wikipedia – from Image: »Domus suomi.png«, fi text blanked out by W!B

Diese Interpretation liegt nahe, denn im Atrium befand sich auch der damals als offene Feuerstelle konzipierte Herd, der die Decke schwärzte. Um den Rauch abziehen zu lassen und gleichzeitig das Atrium mit dem Einfall von Tageslicht zu erhellen, bot es sich an, das Dach zu öffnen. Dieses architektonische Konzept brachte allerdings schwierige neue Herausforderungen mit sich: Wie konnten jetzt die wichtigen Wohn- und Arbeitsflächen im zentralen Innenraum vor der massiven Sonneneinstrahlung und vor Regen geschützt werden?

Für das Management des Regenwassers fanden die Römer eine einfache wie praktikable Lösung: das ›Impluvium‹ – ein Wasserbecken unterhalb der Dachöffnung, das zum Auffangen des in eine Zisterne weitergeleiteten Regenwassers diente und gleichzeitig zur Verbesserung des Raumklimas und der Wohn- und Lebensqualität beitrug. Komfortablere römische Häuser verfügten sogar über mehrere nach oben geöffnete Bereiche. So wurde beispielsweise in ähnlicher Konzeption gerne auch ein ›Piscina‹, ein kleines Schwimmbad, im Inneren des Anwesens untergebracht.

Für den Sonnenschutz sowie auch den Schutz vor Regen und Wetter erwies sich einmal mehr das ›Velum‹, das Sonnensegel, als die beste Lösung. Verwendet wurde dafür meist ein Textilstoff, anfangs wohl gefärbtes Leinen, später möglicherweise auch leichterer Baumwollstoff, der nach Bedarf auf- und abgespannt bzw. gerafft oder eingerollt werden konnte.

Für die Trägerkonstruktion und Aufhängung der ›Vela‹ wurden unterschiedliche Konzepte entwickelt. So wurden sie oft an senkrechten Masten und waagrechten Balken fixiert, an Seilen aufgehängt oder je nach Bedarf und Möglichkeit mit individuellen Mitteln befestigt.

Wie die Forschung in diesem Bereich nahelegt, erfüllten die Segel aber nicht nur ihren essentiellen, funktionalen Zweck, sondern fügten sich gleichsam elegant und stilbildend in die räumliche Struktur der Gebäude ein und vollendeten so deren architektonischen Gesamteindruck.

Die Jalousie – Stilblüte der Eifersucht

Die antiken Ursprünge der heutigen Jalousie wurzelten neben dem Sonnenschutz noch in einer weiteren maßgeblichen Motivation, die sich auch an der Namensgebung dieser Innovation festmachen lässt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Jalousie mit beweglichen Lamellen erfunden: 1812 meldete der Tischler Cochot in Paris sein Patent einer Jalousie mit wendbaren Lamellen an, das in etwa dem bis heute verwendeten Prinzip entsprach. Jalousien gehören heute neben Vorhängen, Rollläden und Fensterläden zu den am weitesten verbreiteten Lösungen, um Fenster vor Sonneneinstrahlung und Einsehbarkeit zu schützen.

Celosía reconstruida de la ventana del ábside central
Celosía reconstruida de la ventana del ábside central. Luego, también la utilizará el prerrománico asturiano
CC0 by José Luis Filpo Cabana via Wikimedia Commons – from image: San Julián de los Prados, Oviedo. Cabecera.jpg

Historisch gesehen ist die uns heute bekannte Jalousie eine Weiterentwicklung der bereits aus der Antike sowie der orientalischen und arabischen Baukunst bekannten ›Transenna‹ (lat. „Gitterfenster“), die so beschaffen sind, dass sie den Blick nach außen ermöglichen,  die Sicht von außen ins Innere jedoch gleichzeitig erschweren oder verhindern. Wie die Etymologie des Begriffs ›Jalousie‹ (franz. „Eifersucht“) vermuten lässt, war dabei ursprünglich nicht unbedingt der Sonnenschutz die primäre Intention der Entwicklung, sondern vielmehr der Sichtschutz.

So wurden beispielsweise in orientalischen Harems die Fenster mit ornamental durchbrochenen Stein-, Holz- oder Marmorplatten versehen, um die Gemächer der Frauen möglichst von der Außenwelt abzuschirmen und vor fremden Blicken zu schützen, was wohl vor allem der Eifersucht des Hausherrn geschuldet war.

Oft sehr anspruchsvoll gestaltete Fensterfüllungen mit durchbrochenen Stein- oder Stuckplatten finden sich auch weit verbreitet in Spanien, wo sie als ›Celosia‹ bezeichnet werden, was ebenfalls ›Eifersucht‹ bedeutet.

Die Markise – vom Soldatenscherz zum Oberbegriff einer Vielzahl von Beschattungsformen

Jules Lachaise - Design für eine Markise über einer Tür
Jules Lachaise – Design für eine Markise über einer Tür; Credit: Dodge Fund, 1967
CC0, via Wikimedia Commons

Die Markise oder auch ›Sonnenstoren‹ (Schweizerdeutsch) ist eng verwandt mit dem Sonnensegel. Eine klare Unterscheidung der beiden Begriffe ist heute teilweise nur schwer zu treffen. Laut Definition ist die Markise »eine an einem Objekt befestigte Gestellkonstruktion mit Bespannung, die unter anderem als Sonnen-, Wärme-, Blend- und Objektschutz dient« (Wikipedia). Es wird unterschieden zwischen Rollmarkisen, Faltmarkisen und Festmarkisen.

Der Begriff ›Markise‹ wurde in den Anfängen des 18. Jahrhunderts geprägt und leitet sich von ›Marquise‹ (franz. Markgräfin) ab. Er stammt wohl aus der Soldatensprache und war die scherzhafte Bezeichnung für das zusätzliche Zeltdach über dem Zelt eines Offiziers (Marquis), das es von den Zelten der einfachen Soldaten unterscheiden sollte.

Heute werden zahlreiche unterschiedliche Konstruktionen auch aus unterschiedlichen Materialien als Markisen bezeichnet, wie beispielsweise Korbmarkisen, Fallarmmarkisen, Gelenkarmmarkisen, Klemmarkisen, Senkrechtmarkisen oder auch das Sonnenschutzsegel, welche jedoch allesamt der oben stehenden Definition entsprechen. Der Begriff Markise kann daher heute als Oberbegriff für Konstruktionen zur Beschattung mit gespannten Tüchern angesehen werden, die, wie beschrieben, ihren Ursprung als Sonnensegel (›Vela‹) bereits in der Antike hatten.

Der Fensterladen – Für einen komfortablen baulichen Sonnenschutz sind flexible Lösungen gefragt

So war und ist seit sehr langer Zeit das Sonnensegel eine der einfachsten und praktikabelsten Lösungen, um flexibel, situationsbedingt und dennoch baulich stabil für horizontalen und vertikalen Sonnenschutz zu sorgen. Die große Flexibilität der Bauweisen und Anwendungsmöglichkeiten war dabei stets der entscheidende Vorteil vor statischen Lösungen, denn Sonnenschutz und Beschattung sind schließlich nicht zu jeder Zeit gewünscht.

Fachwerkhäuser mit Fensterläden in Little Venice in Colmar
›Klein Venedig‹ in Colmar, Haut-Rhin, France – Cc by Krzysztof Golik via Wikimedia Commons – from image: Little_Venice_in_Colmar_01.jpg

Ebenfalls seit der Antike bekannt sind auch klappbare Fensterläden, die zum vertikalen Sonnenschutz und Sichtschutz angebracht wurden, je nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden können und spätestens seit der europäischen Architektur des Mittelalters und der Renaissance auch als stilprägendes Fassadenelement aus dem Straßenbild der Städte und Dörfer nicht mehr wegzudenken sind.

Besonders in Deutschland und weiten Teilen der Schweiz verbreitete Beispiele für die stilvolle Verwendung von Fensterläden sind viele der seit dem 17. Jahrhundert gebauten und beliebten ›Fachwerkhäuser‹, wie hier in Colmar im Elsass.

Easter bonnets, April 1911
Easter bonnets, April 1911
Unknown Author, Public domain, via Wikimedia Commons – from image: Easter_bonnets_Aprill_1911.jpg

Der Hut – spätestens seit der Antike ein beliebtes und praktisches Utensil für den Sonnenschutz

Easter bonnets, April 1911
Easter bonnets, April 1911
Unknown Author, Public domain, via Wikimedia Commons – from image: Easter_bonnets_Aprill_1911.jpg

Wenngleich die alten Griechen eher barhäuptig gingen, gab es schon damals durchaus Hüte und Kopfbedeckungen für bestimmte Zwecke und Anlässe. Jedoch erst in der Zeit nach Nero (37-68 n. Chr.) kam in Rom die Sitte auf, auch im Alltag Hüte zu tragen, gewiss auch im Hinblick auf den Sonnenschutz. In Deutschland sind Hüte etwa seit dem 10. Jahrhundert bekannt. So galt der Strohhut als ein Abzeichen des Stammes der Sachsen.

Material und Aussehen der Hüte und Kopfbedeckungen variierten über die Jahrhunderte und je nach Region stark und unterlagen sowohl funktionalen als auch modischen Entwicklungen. Sehr oft sagte ein Hut auch etwas über seinen Träger aus, über seinen Stand etwa oder auch über seine politische Gesinnung. Jedoch dienten Hüte und andere Kopfbedeckungen, wie beispielsweise Hauben, die zumeist von Frauen getragen wurden, stets auch dem Sonnenschutz.

Die Sonnenbrille – bis heute das wichtigste Accessoire zum Schutz des besonders lichtempfindlichen menschlichen Auges

Ein neben Kleidung und Hüten ebenfalls sehr altes und bis heute weit verbreitetes, direkt am Körper getragenes Utensil zum Schutz vor Sonneneinstrahlung ist die Sonnenbrille. Dies ist wenig verwunderlich, gilt doch das menschliche Auge als besonders lichtempfindlich. So wird vermutet, dass bereits Kaiser Nero zum Schutz seiner Augen vor grellem Sonnenlicht beispielsweise Gladiatorenkämpfe im Freien durch Glas beobachtete.

Inuit Schneebrille
Inuit Schneebrille
Cc by unknown author, Public domain, via Wikimedia Commons – from image: Eskimo_snowgoggles.jpg

Ab ca. dem 15. Jahrhundert sind farbige Brillengläser bekannt. Etwa zu dieser Zeit entwickelten wohl auch die frühen Inuit erste Schneebrillen mit schmalen Sehschlitzen aus Holz oder Knochen zum Schutz vor Schneeblindheit.

1756 wurde von James Ayscough die erste Brille mit Rauchgläsern vorgestellt. Sein Entwurf ähnelte bereits den heute bekannten Brillenformen. Spätestens Anfang des 20. Jahrhundert begründete die Sonnenbrille einen neuen Industriezweig und wurde in Form und Funktion bis in die Gegenwart kontinuierlich weiterentwickelt. Dabei nahmen sowohl medizinische, funktionale, technische und natürlich auch modische Aspekte Einfluss auf die Entwicklung.

Ray-Ban Zeitungsanzeige, 1968
Ray-Ban Sonnenbrillen-Werbung, 1968
Author: SenseiAlan, CC BY 2.5, via Wikimedia Commons – From image: 1968_Ray_Ban_Advertisement.jpg

1905 entwickelte Josef Rodenstock die erste Brille mit wirksamem UV-Filter. Etwa zeitgleich brachte die Firma Schott Schutzgläser mit unterschiedlich starken Tönungen auf den Markt. Ab 1930 stellte der US-Hersteller Bausch & Lomb serienmäßig Schutzgläser her und brachte 1936 das bis heute bekannte Sonnenbrillen-Modell ›Aviator‹ mit tropfenförmigen Gläsern auf den Markt. Ein Jahr später erfolgte die Gründung der Bausch & Lomb Tochterfirma Ray-Ban.

Die Modelle ›Aviator‹ und die 1952 entworfene ›Wayfarer‹ wurden für Ray-Ban sehr erfolgreich. Popstars wie Buddy Holly und Roy Orbison, Filmstars wie James Dean und Audrey Hepburn und auch die Ikone Marilyn Monroe trugen eine Ray-Ban und damit zur weltweiten Wahrnehmung bei. Beide Modelle werden bis heute hergestellt, sie gelten als Modeklassiker und als die meistverkauften Sonnenbrillenmodelle der Welt. Noch heute erfreuen sich die Aviator und die Wayfarer größter Beliebtheit.

Sonnenschutz und Schönheitsideal seit dem 17. Jahrhundert

Ende 16. / Anfang 17. Jahrhundert war es der Überlieferung nach Maria de Medici (die zweite Frau des französischen Königs Heinrich IV. und damit seit 1600 Königin von Frankreich), die am französischen Hof den tragbaren Sonnenschirm einführte. Von da an entwickelte sich dieser zu einem wichtigen Mode-Untensil für Damen, die damit ihre weiße, makellose Haut vor Sonnenschäden und Bräunung zu schützten suchten.

Georges Seurat - Un dimanche après-midi à l'Île de la Grande Jatte
Georges Seurat – Un dimanche après-midi à l’Île de la Grande Jatte; Painting, Oil on Canvas, between 1884 and 1886
CC0 by The Art Institute of Chicago, Public Domain, via Wikimedia Commons – from image: Georges_Seurat_-_Un_dimanche_après-midi_à_l’Île_de_la_Grande_Jatte.jpg

Im 19. Jahrhundert erlangte das Accessoire schließlich große Popularität, war auf zahlreichen Gemälden, in Mode-Journalen und später auf Fotografien zu finden. Bis in die Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts galt der tragbare Sonnenschirm für Damen unter freiem Himmel als beinahe unerlässlich. Heller Teint war gerade für Frauen im europäischen Raum seit der Antike ein wichtiges Attraktivitätsmerkmal. Sonnengebräunte Haut hatten nur Männer und Frauen, die Tätigkeiten im Freien verrichten mussten, welche gesellschaftlich zumeist ein eher geringes Ansehen genossen.

Der Trend zur Sonnenbräune, auch als Statussymbol, hat sich erst Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA und Europa entwickelt. Im südlichen Europa galt es für Frauen dagegen jahrhundertelang geradezu als ›unschicklich‹, sich im Freien aufzuhalten, was sich auch mit der schon früh als schädlich wahrgenommenen, beschleunigten Hautalterung durch die Einwirkung von Sonnenstrahlen sowie der Motivation eines möglichst langen Erhalt jugendlichen Aussehens erklären lässt.

Sonnenschutzmittel – von der ›vornehmen Blässe‹ zur ›gesunden Bräune‹ und mehr nackter Haut

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts begann die Bekleidungsindustrie, eine neue, knappere und oft rückenfreie Badebekleidung zu vermarkten. Gesellschaftlich wurde diese anfänglich zumeist als unmoralisch oder zumindest ›frech‹ empfunden. Bei einem gleichzeitigen Trend zu mehr Aufenthalt im Freien, sportlichen Aktivitäten an der frischen Luft und in der Sonne, wurde die neue Mode jedoch immer besser angenommen. Mehr nackte Haut wurde gezeigt, was sich auch die Werbeindustrie zunutze machte, die damit den Trend beschleunigte.

Mit diesen neuen Gewohnheiten ging allerdings auch eine Zunahme des gesundheitsschädlichen Phänomens ›Sonnenbrand‹ einher, was wiederum die parallele Forschung und Entwicklung von Sonnenschutzmitteln beschleunigte. Durch das direkte Auftragen dieser neuartigen medizinisch-kosmetischen Produkte sollte die Haut über einen verlängerten Zeitraum schadlos der Sonne ausgesetzt werden können.

1922 veröffentlichte Josef Maria Eder in der ›Wiener klinische Wochenzeitschrift‹ Teile seiner Forschungsergebnisse mit dem Sonnenschutzmittel ›Antilux‹. 1928 wurden in den Vereinigten Staaten erste Sonnenschutzmittel angewendet. Die erste auf UV-absorbierenden Lichtschutzmitteln basierende Sonnencreme, die ›Delial-Salbe‹ der Bayer-Tochter Drugofa, kam 1933 auf den Markt. 1936 stellte L’Oreal-Gründer Eugène Schueller das bald international erfolgreiche ›Ambre Solaire‹ vor. Nach einem schlimmen Sonnenbrand beim Besteigen des Piz Buin im österreichischen Vorarlberg entwickelte der Chemiestudent Franz Greiter zuhause in seinem kleinen Labor eine weitere Creme, die die Haut vor der Sonne schützen sollte. Auch sein 1946 präsentiertes ›Piz Buin‹ hatte weltweiten Erfolg.

Brigitte Bardot, 1953
Brigitte Bardot, 1953
Author: Retrogasm, Public domain, via Wikimedia Commons – from image: Brigitte_Bardot,_1953_(36209530070).jpg

Am 1. Juli 1946 warf eine US-amerikanische B-29 über dem Bikini-Atoll der Marshall-Inseln die erste Atombombe der Nachkriegszeit ab, was mit Attributen wie ›fortschrittlich‹, ›durchschlagend‹ oder ›sensationell‹ in den Medien gefeiert wurde. Der Franzose Louis Réard machte sich diesen Hype kurzerhand zunutze und verband die Assoziation des exotischen und sonnigen Südsee-Atolls mit der gefühlten Durchschlagskraft der Atombombe. Am 5. Juli 1946, also nur vier Tage später, ließ er im Pariser Bad Piscine Molitor von einer Nackttänzerin sein ›neues‹ Produkt der Öffentlichkeit präsentieren: den ›Bikini‹!

Die knapp geschnittene, zweiteilige Badebekleidung für Frauen wurde zwar bereits in der Antike getragen, wie das eingangs im Ausschnitt gezeigte antike Mosaik aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. in der Villa Romana del Casale in Sizilien eindrucksvoll belegt. Mit dem ›Bikini‹ entwickelte sich der knappe Zweiteiler allerdings zu einem bedeutenden Modetrend und weltweiten Verkaufserfolg. Schönheitsikonen und Filmstars wie Brigitte Bardot machten ihn in den 50er- und 60er Jahren zu ihrem Markenzeichen und trugen so zu seinem beeindruckenden Siegeszug bei.

Braune Haut wurde nun immer mehr zum Statussymbol der aufstrebenden industriellen Gesellschaft, man besuchte Freibäder und reiste an südliche Strände, um sich in ausgiebigen Sonnenbädern zu bräunen. Sonnenschutzmittel waren zu jener Zeit jedoch noch teuer und wurden nur sparsam verwendet. Häufig kam es zu Sonnenbränden, bis sich der Markt für Sonnenschutzprodukte allmählich weiter ausbreitete und popularisierte. Heute weist er eine Vielzahl unterschiedlicher Präparate und Anwendungsmöglichkeiten auf, die sich durch den in den 60er Jahren wiederum von Franz Greiter definierten ›Lichtschutzfaktor‹ in ihrer Produktleistung messen und vergleichen lassen.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts hat sich die Bedeutung der Sonnenbräune und die Einstellung zum Sonnenschutz durch verbessertes und weiter verbreitetes Wissen um die Risiken exzessiven Sonnenbadens (Hautalterung, Hautkrebs, etc.) wieder deutlich verändert. Inzwischen sind die breite Anwendung von Sonnenschutzmitteln sowie angemessenes Verhalten und der Schutz durch Textilien ebenso Normalität, wie der Sonnenschutz durch Hilfsmittel wie Sonnenschirme oder Sonnensegel und Accessoires wie Hüte, Mützen und Sonnenbrillen.

Noch heute lernen wir von den alten Ideen zum Sonnenschutz

Mosaik in der Villa del Casale in Piazza Armerina, Sizilien (wahrscheinlich zwischen 310 und 325 n. Chr“), bearbeitet von Jerzy Strzelecki.
Mosaik in der Villa del Casale in Piazza Armerina, Sizilien (wahrscheinlich zwischen 310 und 325 n. Chr“), bearbeitet von Jerzy Strzelecki.
Cc by Jerzy Strzelecki via Wikimedia Commons – from image: Mosaic in Villa Romana del Casale, by Jerzy Strzelecki, 08.jpg

Das römische Imperium fand in der Spätantike, etwa im 7. Jh n. Chr., sein Ende. Viele Errungenschaften und Innovationen dieser hochentwickelten Zivilisation wirken jedoch bis heute nach. Für den Sonnenschutz war insbesondere das Sonnensegel, das ›Velum‹, von großer Bedeutung.

Ob in der Schifffahrt, in der Architektur, beim Militär, im Veranstaltungssektor oder im privaten Wohn- und Freizeitbereich: Das Sonnensegel hat mit seiner einfachen wie pragmatischen Konzeption nahezu alle kulturellen Lebensbereiche im Freien erschlossen und hat sich in seinen verschiedenen Ausformungen, sei es als Markise oder Sonnenschirm, bis zum heutigen Tag als praktikabelste Lösung für die Beschattung im Gebäudeaußenbereich und kleinerer oder größerer freier Außenflächen überzeugend durchgesetzt.

Zunehmend wurden im Lauf der Zeit Trägerkonstruktionen, Aufhängungsvarianten und insbesondere Material und Beschaffenheit der Bespannungen verfeinert. Viele Impulse hierzu kamen durch Erfahrungen aus der Schifffahrt, der Marine und in neuerer Zeit auch aus der professionellen Entwicklung des Segel- und Yachtsports.

Die modernsten Entwicklungen heutiger Sonnensegel lassen kaum noch Wünsche offen

Mitte der 90er Jahre entwickelte der deutsche Schreinermeister und Designer Michael Elmendorff, inspiriert von der pragmatischen wie eleganten römischen Herangehensweise, sensibilisiert durch seine Erfahrung aus mehr als dreizehn Wanderjahren im Sonnenstaat Kalifornien mit viel Sonne und extrem wechselnden klimatischen Bedingungen – und fasziniert von den Möglichkeiten modernster High-Tech-Materialien eine auf heutige Bedürfnisse zugeschnittene Adaption des römischen ›Velum‹.
Profilzeichnung der Ecke eines VELUSOL 80 0-Grad

Er entwickelte neue Trägerprofile mit verdeckten Laufschienen und hochstabilen Verbindungen, anpassbare Befestigungsmöglichkeiten für alle baulichen und räumlichen Gegebenheiten, ein zeitgemäßes Aufhängesystem mit kugelgelagerten Laufwagen für die Befestigung und das schnelle, manuelle oder automatische Einholen bzw. Ausfahren des Segels sowie ein effizientes Wassermanagement mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten – auch mit ›Impluvium‹.

Neben den konstruktiven Innovationen sollten aber auch und insbesondere die verwendeten Materialien des neuartigen Velum den modernsten Entwicklungen entsprechen und höchsten Ansprüchen genügen. So wurde für die nach Maß angefertigten Trägerprofile das robuste und witterungsbeständige Leichtmetall Aluminium gewählt, das durch seine Zähheit und seine guten konstruktiven Eigenschaften eine filigrane Bauweise ermöglicht und gleichzeitig eine hohe Langlebigkeit der Trägerkonstruktion garantiert.

Sonnenschutz und Wetterschutz mit einer Kombination von Wintergarten und Sonnensegel.Bei der Auswahl des Segelmaterials entschied sich Elmendorff für ein für extreme Wetterbedingungen im Yachtsport und als Architektursegel entwickeltes und erprobtes High-Tech-Gewebe aus hochfestem Polyester-Mikrokabel mit einer extrem hohen Reißfestigkeit. Beschichtet mit PVDF, das besonders schmutzabweisend wirkt, reflektieren weiße Segel dieses Materials UV-Strahlung und Wärmestrahlung zu über 90%. Gleichzeitig ist das Segel zu 100% wasserdicht.

Ein weiteres neues Feature sollte die ganzheitliche Funktionalität dieser innovativen Entwicklung für möglichst optimalen Sonnen- und Wetterschutz abrunden: der seitliche Schutz! So lassen sich hier bei Bedarf alle offenen Seitenwände schließen, je nach Wunsch mit Rollos oder Senkrechtmarkisen, Vorhängen oder auch mit Glasschiebewänden.

Und weil schon die Römer gerne das Nützliche mit dem Schönen verbanden, wurde auch die Möglichkeit aufgeriffen, die Segelflächen bei Bedarf künstlerisch zu bespielen, wie das bereits im römischen Reich und später insbesondere in der italienischen Renaissance der Fall war. So hat man seinerzeit zu festlichen Anlässen ganze Straßenzüge mit Sonnensegeln beschattet und es kam nicht selten vor, dass diese eigens zum gegebenen Anlass von berühmten Künstlern bemalt worden waren. Heute können die Segelflächen, einmal abgesehen von der Möglichkeit der direkten Bemalung, nach Belieben als Projektionsflächen mit Kunst, Sport, Film, Fernsehen oder individuellen Beleuchtungseffekten bespielt werden.

In Anlehnung an das klassische ›Velum‹ als bahnbrechende Errungenschaft und seine faszinierende Geschichte gab Elmendorff seiner Adaption und Weiterentwicklung des römischen Sonnensegels den Namen »Velusol«.

 

Begriffserklärung ›Sonnensegel‹ und ›Sonnenschutzsegel‹: In diesem Artikel wird konsequent der Begriff ›Sonnensegel‹ verwendet, dessen Bedeutung sich mit der Entwicklung der Photovoltaik allerdings gewandelt hat. Seit mittels Solarzellen aus Sonnenlicht Energie gewonnen werden kann, werden nun auch und vor allem die Träger von Sonnenlichtkollektoren zur Energiegewinnung, insbesondere bei Raumschiffen und Satelliten, als ›Sonnensegel‹ bezeichnet. Das klassische Sonnensegel hingegen wird seither genauer als ›Sonnenschutzsegel‹ definiert.

 

Fazit: Die imposante Entwicklungsgeschichte des Sonnenschutzes wird auch in Zukunft spannend bleiben!

Der Sonnenschutz ist so alt wie die Menschheit selbst. Neben dem Beschmieren der Haut mit Lehm und dem Rückzug in den Schatten kann als wichtigste, effektivste und wohl älteste kultivierte Maßnahme gegen direkte Sonneneinstrahlung auf der menschlichen Haut die Kleidung gelten. Hinzu kamen im Lauf der Zeit einige Hilfsmittel, die entweder direkt am Körper getragen oder baulich fixiert wurden. Die meisten der heute bekannten Hilfsmittel zum Sonnenschutz wie der Sonnenschirm, der Hut, die Sonnenbrille, die Jalousie oder das Sonnensegel hatten ihren Ursprung in den hoch entwickleten Kulturen der Antike, insbesondere im Römischen Reich. Viele von ihnen werden nun schon seit über zwei Jahrtausenden genutzt und wurden im Lauf der Zeit den handwerklichen, technischen und später den industriellen Möglichkeiten entsprechend angepasst und weiter entwickelt.

Als bahnbrechende Innovation neuerer Zeit kann die Erfindung von Sonnenschutzmitteln im 20. Jahrhundert gelten, die gleichzeitig mit der kulturell revolutionären Hinwendung zu einer freizügigeren Körperkultur einherging. Heute, in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts kann man im privaten Bereich weitgehend von einem sachgemäßen und gefahrenbewussten Umgang mit der Sonneneinstrahlung sprechen. Allerdings bereiten die massiven Emmissionen der Industriegesellschaften zunehmend das Problem der Zerstörung von Teilen der Ozonschicht in der Erdatmosphäre, wodurch mehr UV-Licht auf die Erdoberfläche gelangt. Maßnahmen zum Sonnenschutz werden daher auch in Zukunft in wohl noch größerem Umfang benötigt und weiterentwickelt werden. Gleichzeitig wird die Energiegewinnung aus Sonnenlicht vorangetrieben.

Der Sonnenschutz ist seit den Anfängen der Menschheit immer ein unausweichliches Thema gesundheitlicher Fürsorge einerseits und zivilisatorischer und kultureller Entwicklung andererseits geblieben – heute, in Zeiten von Erderwärmung und Klimawandel, mehr als je zuvor.

 

Recherchiert und zusammengefasst im September 2022 von David G. Rieder, Gallus Verlag

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